Seit dem 19. Jahrhundert sind sich die rumänischen Intellektuellen darüber einig, dass in Fragen der Kultur-und Sprachentwicklung eine Ausrichtung auf mitteleuropäische Vorbilder zu geschehen habe. Dabei wird eine intensive Diskussion darüber geführt, ob man sich eher an Leitbildern aus der romanischsprachigen Welt, vor allem Frankreich, oder aus der germanophonen Einflusssphäre orientieren solle. Für ersteres spricht vor allem die sprachliche Verwandtschaft, für letzteres eine traditionell große Bewunderung deutscher Kultur gerade bei Rumänen aus Siebenbürgen, aber auch aus der Moldau und Walachei, die vielfach ihr Studium an Universitäten in Deutschland oder in Wien absolviert hatten. Diese Diskussionen bekommen eine besondere Dimension, als sich Rumänien im Ersten Weltkrieg nach anfänglicher Neutralität entscheiden muss, ob das Land auf Seiten der Mittelmächte oder der Entente in den Krieg zieht. Welche Auswirkungen dies für die deutsch-rumänischen Sprach-und Kulturkontakte hatte, soll an einigen Beispielen gezeigt werden. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Rumänistik, also der Disziplin, die sich mit der rumänischen Sprache und Literatur beschäftigt, in den deutschsprachigen Gebieten gelegt.
Referent:
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Dahmen, DRG-Beiratsmitglied