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Nachruf auf Helmuth Frauendorfer

Helmuth Frauendorfer ist 65-jährig nach kurzer schwerer Krankheit am 2. Dezember verstorben.

Geboren am 5. Juni 1959 im Banater Dorf Wojteg, debütierte er bereits als Jugendlicher literarisch. In Temeswar schloss sich Frauendorfer schon früh dem Literaturkreis Adam-Müller-Guttenbrunn an, (der die Mitglieder der Aktionsgruppe Banat nach dessen Zerschlagung 1975 durch die kommunistischen Behörden aufgenommen hatte). Frauendorfer hielt allen Anwerbeversuchen des rumänischen Geheimdienstes stand und emigrierte schließlich in die Bundesrepublik Deutschland.

Seit 1987 lebte und wirkte er in West-Berlin und Leipzig, wo er als TV-Journalist Reportagen und Dokumentarfilme für verschiedene Magazine drehte. Er war 1989 Mitbegründer des Menschenrechtskomitees Rumänien in der Heinrich-Böll-Stiftung, das er bis 1992 koordinierte. Als Bildungsreferent wirkte er in der Position des Vize-Direktors der Gedenkstätte Hohenschönhausen und trug wesentlich zur kritischen Aufarbeitung der DDR-Diktatur bei.

Poet, Journalist, Drehbuchautor, Filmregisseur, Bildungsreferent, Dokumentarfilmer und zuletzt Autor des Romans Abendweg im Pop-Verlag, liebte Frauendorfer die literarische multimediale Performance und brachte auf seine unterhaltsam-anarchistische Eigenart die literarische Seite der Politik und die politische Seite der Literatur zur Geltung.

Sein Engagement in der Aufklärung der totalitären Machstrukturen im Kommunismus und die politische Bildung bezüglich aller Totalitarismen waren stets zentrales Anliegen seiner Arbeit. Dies schlägt sich auch in seinem 2022 erschienen Romans Abendweg nieder, der die zentralen Ideen seines Lebens und Wirkens versammelt. Es sollte sein letztes bleiben.

Ingrid Baltag

Am Ufer

Am Ufer steht einer
Mit seinem Leben unterm Arm:

Wo geht’s hier gegen den Strom?