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Das Rumänische Kulturinstitut in Berlin während des Zweiten Weltkriegs
20.04.23 um 19:00 - 21:00
Die Gründung eines Rumänischen Kulturinstituts in Berlin war schon früh ein Herzensanliegen von Sextil Puşcariu (1877 – 1948), dem wohl bedeutendsten rumänischen Philologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Puşcariu war im damals noch zum k.u.k.-Reich gehörenden Kronstadt geboren worden und hatte in Leipzig und Wien studiert, was seine Affinität zum deutschsprachigen Kulturkreis leicht erklärt. Nachdem Deutschland und Rumänien aber im Ersten Weltkrieg Kriegsgegner waren, mussten entsprechende Planungen Puşcarius zunächst einmal hintenangestellt werden – rumänische Kulturinstitute wurden nach Kriegsende in Paris und Rom gegründet, also den Hauptstädten der Länder, deren Verbündeter Rumänien einerseits gewesen war und denen man sich durch die gemeinsame Romanität andererseits besonders verbunden fühlte.
Mit den politischen Veränderungen der 1930er Jahre sowohl in Rumänien als auch in Deutschland konnte dann Puşcarius Plan der Gründung eines Rumänischen Kulturinstituts in Berlin wieder verfolgt und schließlich 1940 in die Tat umgesetzt werden. Allerdings war die Vermittlung rumänischer Kultur nur eines der Ziele des Instituts, das ähnlich wie sein Pendant in Rumänien, das Deutsche Wissenschaftliche Institut in Bukarest, auch Propagandazwecken diente. So ist der Titel einer vor wenigen Jahren in Rumänien erschienenen Untersuchung zum Rumänischen Kulturinstitut in Berlin (Matei, Irina – Nastasă-Kovács, Lucian: Cultură şi propagandă. Institutul Român din Berlin (1940 – 1945), Cluj-Napoca: Mega 2018) durchaus angemessen.
Referent: Wolfgang Dahmen war von 1994 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2016 Professor für Rumänische Philologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In dieser Zeit leitete er u.a. eine Gesprächsrunde zu den deutsch-rumänischen Wissenschafts- und Kulturbeziehungen, an der neben verschiedenen Fachvertretern auch der damalige rumänische Staatspräsident Ion Iliescu und der Thüringische Ministerpräsident Bernhard
Vogel teilnahmen. Dahmen ist Ehrendoktor der Babeş-Bolyai-Universität Cluj-Napoca und der Alexandru Ioan Cuza-Universität Iaşi sowie Träger des Ordens „Meritul Cultural în grad
de Comandor“. Seit vielen Jahren ist er Mitglied des Beirats der DRG.