Ein typisches Beispiel für deutsch-rumänische Irritationen aus der Praxis von Mihaela Niemczik-Arambasa: „Eine deutsche Managerin ist im Büro einer rumänischen Filiale in Deutschland. Der Filialleiter ist ein Rumäne aus Bukarest. Er kommt ins Büro und begrüßt alle Männer per Handschlag. Nur die Managerin aus Deutschland begrüßt er mit einer kleinen Kopfbewegung. Die deutsche Managerin ist verunsichert, sie fühlt sich ausgegrenzt.“ Was steckt hinter diesem Verhalten des Rumänen? Will der rumänische Filialleiter tatsächlich die deutsche Managerin ausgrenzen?
Viele deutsche Unternehmer, die Geschäfte in und mit Rumänien treiben, denken nicht daran, dass für den Erfolg des Geschäftes eine Auseinandersetzung mit den lokalen Gepflogenheiten und der Arbeitskultur notwendig ist. Oft lautet die Begründung: „Wir haben unser Unternehmen in Deutschland erfolgreich aufgebaut, nach dem genau gleichen Modell werden wir auch die Filiale in Rumänien aufbauen. Rumänien liegt ja in Europa, die kulturellen Unterschiede sind nicht so groß wie im Vergleich mit Ländern wie China oder Japan.“
Diese Aussage stimmt nur teilweise; oft sind die kleinen Unterschiede entscheidend für ein gutes Geschäftsklima. Studien zeigen, dass durch interkulturelle Reibungen zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 20 bis 25% der jeweiligen Projektkosten entstehen. Außerdem scheitern 70 % aller internationalen Kooperationen nicht an fachlichen Kompetenzen, sondern an interkulturellen Problemen. Fazit: Wer in Rumänien ein Unternehmen eins zu eins nach deutschem Modell aufbauen möchte, ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt.
Anhand von konkreten Beispielen des Geschäftslebens in beiden Ländern präsentiert Mihaela Niemczik-Arambasa konträre Arbeitseinstellungen, die bei der Zusammenarbeit am häufigsten zu Missverständnissen und unnötigen Reibungen führen können.
Referentin:
Dr. Mihaela Niemczik-Arambasa ist promovierte Humangeographin und zertifizierte Trainerin und Coach für interkulturelle Kompetenzen. Seit 2006 freiberufliche Trainerin, Coach und Beraterin für interkulturelle Kompetenzen mit Schwerpunkt Deutschland, Rumänien und Osteuropa. Sie studierte in Bukarest und Potsdam, Promotion an der Universität Potsdam in der Abteilung Sozial- und Kulturgeographie.