Was ist die Doina? Klage- und Trauerlied; Gattung der traditionellen rumänischen Musik; Gesamtheit aller langsamen und melancholischen Stücke in der Musik Rumäniens – oder gar Sinnbild für die rumänische Folklore überhaupt? Die Zuschreibungen sind vielfältig. Fest steht, dass die Doina in Rumänien eine sehr lange Tradition hat, in zahlreichen Regionen des Landes und in der Republik Moldau präsent ist und zum Sinnbild, zum „Meridian der rumänischen Folklore“ (Dumitru Caracostea) geworden ist. In vielen Regionen Rumäniens ist die Doina in ihrer vokalen Form nach wie vor verbreitet; darüber hinaus existieren, vor allem in den Karpaten, instrumentale Versionen – jeweils in einer Vielzahl regionaler Varianten.
Welche Bedeutung hat die Doina? Sie hat den rumänischen Geiger und Komponisten George Enescu und dessen berühmtesten Schüler Yehudi Menuhin inspiriert, Béla Bartók hat sie im Nordwesten Rumäniens wissenschaftlich erforscht und bereits der Universalgelehrte Dimitrie Cantemir erwähnte sie 1716 in seinem Werk „Descriptio Moldaviae“. Nicht zuletzt wurde die zentrale Rolle, die die Doina in der rumänischen Kultur(-geschichte) spielt, durch die Aufnahme der Gattung in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO im Jahr 2009 besonders hervorgehoben.
In seinem Buch „Die Doina. Eine Einführung in den lyrischen Gesang Rumäniens“ spürt Vincent Rastädter dem Phänomen Doina im Kontext der rumänischen Musik nach und beschreibt die Entwicklungen des Genres von den nicht eindeutig festzustellenden Anfängen bis in die Gegenwart
Referent:
Vincent Rastädter (Oldenburg) promoviert am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Seine von der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu betreute Magisterarbeit erschien 2015 unter dem Titel „Die Doina. Eine Einführung in den lyrischen Gesang Rumäniens“ als Band 2 der Schriftenreihe „Archiv für osteuropäische Musik. Quellen und Forschungen“, herausgegeben von Violeta Dinescu und Eva-Maria Houben, im BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Moderation:
Hermine Untch, DRG