Seit einem Jahr, seit dem 1.1. 2014, ist der deutsche Arbeitsmarkt auch für Arbeitnehmer aus Rumänien und Bulgarien geöffnet. Damals herrschte in Deutschland eine aufgeregte Debatte über eine „Armutseinwanderung“ in das deutsche Sozialsystem, auf die man sich nun gefasst machen müsse. Politiker und Medien schürten fremdenfeindliche Vorurteile und Panikmache. Zu kurz kamen in der öffentlichen Diskussion sachliche Argumente über die Vorteile, Chancen, aber auch die neuen Herausforderungen, die mit der vollen Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus diesen beiden Staaten einhergehen. Ein Jahr später stellen Arbeitsmarktexperten fest: es hat weder Masseneinwanderung nach Deutschland gegeben noch einen schweren Missbrauch der Sozialsysteme. Rumänen (und Bulgaren) sind seltener arbeitslos als der Durchschnitt der Deutschen; sie sind gut im Arbeitsmarkt integriert.
Nach diesem ersten Jahr der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen (und Bulgaren) ziehen wir Bilanz: Was hat sich nach einem Jahr für die Rumänen verändert? Wie viele sind gekommen und wie ist deren Arbeitsmarktsituation in Deutschland (Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Gehaltsstruktur, Leistungsbezug, Gefahr der Ausbeutung durch mafiöse Geschäftemacher, Schwarzarbeit), auch im Vergleich zu anderen Zuwanderergruppen? Wie ist die Lage in den Kommunen? Was sind Gründe für die Abwanderung aus Rumänien, wie ist die soziale Lage im Land und was sind Migrationsmuster in Rumänien?
Referent:
Matthias Jobelius leitet seit Mai 2012 die Bukarester Repräsentanz der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) für Rumänien und Moldau. Er studierte Politikwissenschaften in Berlin und London, vor seiner Berufung nach Bukarest war er u.a. Regionalkoordinator der FES für den Südkaukasus.